Das Veredelungsset enthält 11 Samen + 11 Keramikstifte.

Laut Beschreibung auf der Samentüte wachsen veredelte Pflanzen auf dieser Unterlage deutlich schneller, können länger geerntet werden, haben höhere Erträge und verfügen über natürliche Resistenzen gegen Nematoden und Korkwurzelkrankheit.

"Die Unterlage sollte 5 bis 10 Tage vor den gewählten Edelsorten ausgesät werden."

Ich bin der Meinung, daß es besser ist, beides gleichzeitig auszusäen, denn zum optimalen Veredelungszeitpunkt (Stieldicke von 2 bis 3 mm) hatte ich noch keine edle Sorte zur Verfügung, die ähnlich weit gewesen wäre wie die Tomatenunterlage.

Vorbereitung der Veredelung:

1. Zwei geeignete Pflanzen (Vigomax + edle Sorte) aussuchen (Stieldicke oberhalb der Keimblätter 2 bis 3 mm).

2. Den 0,5 mm dicken Keramikstift am besten auf einem kleinen Teller (läßt sich dann besser greifen) bereitlegen.

3. Ein scharfes (!) Messer

4. Eine vom Boden "befreite" Kunststoffflasche, die später über das Pflanzgefäß gestülpt werden soll (In meinem Fall war eine 1,5-Liter-Flasche für das 9cm-ø-Pflanzgefäß optimal).

Zunächst wird der Kopftrieb der Unterlage knapp oberhalb der Keimblätter mit einem geraden Schnitt gekappt.

Anschließend wird der Keramikstift möglichst zentral und senkrecht bis etwa zur Hälfte seiner Länge in der gekappten Unterlage positioniert.

Von der edlen Pflanze wird nun ebenfalls der Kopftrieb getrennt und (wiederum möglichst zentral und senkrecht) so weit auf den in der Unterlage steckenden Stift geschoben, daß die beiden Schnittflächen plan aufeinander liegen.

Zum Schluß die Flasche über das Pflanzgefäß stülpen. Die "neue" Pflanze nun für etwa 8 Tage warm und hell (aber möglichst keine direkte Sonneneinstrahlung) stellen. Das feuchtwarme Mikroklima sorgt jetzt für ein Gelingen der Veredelung.

Nach Ablauf der 8 Tage kann die Flasche entfernt werden - die Veredelung sollte gelungen sein.

Von den 9 Pflanzen, die ich veredelt habe, ließ nur eine für etwa 2 Tage den Kopf etwas hängen, erholte sich dann aber.

Mitte Mai setzte ich 8 Versuchspaare unter vergleichbaren Bedingungen ins Freiland.

Der eigentlich normale Auspflanztermin (Mitte Mai) war dieses Jahr leider zu früh, da die kalten letzten Mainächte (mit Bodenfrost) und der kühle Junistart zum Verlust zweier veredelter Pflanzen führte (Roma und Teton de Venus).
Bei den verbliebenen 6 Pflanzenpaaren war zu erkennen, daß die veredelten Pflanzen den "normalen" Pflanzen in relativ kurzer Zeit um einiges voraus waren.

Es bildeten sich bei den veredelten Pflanzen extrem dicke "Stämme" heraus, die einiges erwarten ließen.
Die Pflanzen waren zum Spätsommer hin fast doppelt so groß, wie die unmittelbar daneben stehenden "normalen" Pflanzen gleicher Sorte. Die beiden folgenden Bilder der Sorte "Old German" sollen das dokumentieren.

Linkes Bild:
links die veredelte Pflanze
rechts die "normale"


Rechtes Bild:
hinten die veredelte Pflanze
vorn links die "normale"

Problematisch war allerdings der extrem tomatenunfreundliche Sommer, der zu umfangreicher Kraut- und Brautfäule an allen Pflanzen führte. (Der Versuch fand, wie gesagt, im Freiland ohne Überdachung statt.) Der entscheidende Unterschied war, daß sich die veredelten Pflanzen, als sich das Wetter besserte, relativ schnell wieder erholten (Alle befallenen Blätter und Früchte mußten selbstverständlich laufend entfernt werden.) und noch einige Früchte zur Reife brachten.

Die veredelten Pflanzen sind definitiv wuchsfreudiger, Krankheiten gegenüber widerstandsfähiger, bilden imposante Wurzeln aus und sind in einem normalen Sommer sicherlich ertragreicher.
Sie sind nicht resistent gegen die Kraut- und Braunfäule, was auf der Samentüte von Vigomax auch nicht versprochen wurde, haben ihr aber ein gesundes Wachstum entgegenzusetzen.
Veredelte Pflanzen überdacht angebaut wird man wahrscheinlich 2- oder sogar 3-triebig ziehen können, muß dann aber den Pflanzabstand deutlich erhöhen.